Immobilien (Dienstleistungen)

Projektentwickler immer erfolgreicher

Sind wir auf dem besten Weg, ein „Projektland Deutschland“ zu werden? Flexibilität, Innovation und Erfolgsorientierung zeichnen die befristete Zusammenarbeit und das Projektmanagement als Geschäftsprozess zunehmend aus.

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von Regiomanager 01.08.2016
(Foto: © elxeneize – stock.adobe.com)

Die Wahrscheinlichkeit, dass auch Sie schon einmal in einem Projekt mitgewirkt haben, ist groß. Mehr als ein Drittel des Bruttoinlandsproduktes in Deutschland wird durch Projekte erwirtschaftet, Tendenz steigend. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung der GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V. unter dem Titel die „Makroökonomische Vermessung der Projekttätigkeit in Deutschland“. In Zusammenarbeit mit der EBS Universität für Wirtschaft und Recht in Oestrich-Winkel wurde eine repräsentative Stichprobe von 500 Unternehmen befragt. Das zentrale Ergebnis: „Gemessen an der Gesamtarbeitszeit betrug der Anteil der Projektarbeit in Deutschland im Jahr 2013 34,7 Prozent.“ Das entspricht einer Bruttowertschöpfung von 877 Milliarden Euro.  Und die Prognose sieht bis 2019 einen Wert jenseits der 40-Prozent-Marke vor! „Während lange Zeit ein stetiges unternehmerisches Handeln möglich und Erfolg versprechend war, erleben wir seit zwei Jahrzehnten, wie das Innovationstempo rasant steigt“, erklärt dazu die Vorstandvorsitzende der GPM, Professor Dr. Yvonne Schoper. „Zahlreiche Aufgaben lassen sich inzwischen nur noch in Projekten abwickeln. Unsere Studie (…) demonstriert letztlich, dass Projektarbeit Unternehmen erfolgreicher macht.“ Mit Blick auf die Brachenschwerpunkte stehen hierbei das Baugewerbe sowie Unternehmensdienstleister an der Spitze der Prokjektwirtschaft. Schon traditionell hält sich insbesondere in der Baubranche ein Projektanteil von 80 Prozent.

Die Allround-Aufgabe

In der Immobilienwirtschaft wird für die Konzeption und Realisierung größerer Immobilienprojekte der Begriff „Projektentwicklung“ verwendet, insbesondere wenn, wie am Bau üblich, die verschiedenen Gewerke durch unterschiedliche Firmen arbeitsteilig umgesetzt sowie durch einen „Bauträger“ koordiniert werden. Hierbei ist in verschiedene Projektphasen zu unterscheiden: Die Phase der Projektinitiierung konzentriert sich auf die Suche nach Investoren und finanziellen Mitteln. Der Standortsuche folgt die Entwicklung der eigentlichen Projektidee – ist beispielweise an diesem Standort eine Büro-, Gewerbe- oder Wohnimmobilie die Erfolg versprechende Lösung? Bei der Projektkonzeption steht die Analyse von Risiken, Kosten und potenziellen Wettbewerbern im Fokus. Nun folgt das Projektmanagement mit einer genauen Kosten- und Qualitätsplanung, die sich wiederum auf die Projektvermarktung auswirkt, wobei der Verkauf oder die Vermietung des Objektes  am Ende der Prozesskette stehen. Projektentwicklung ist eine Allround-Aufgabe! „Die wesentlichen Geschäftsfelder erstrecken sich über den gesamten Bereich des Hochbaus sowie im öffentlichen Bereich auch auf große Infrastrukturprojekte, also Verkehrs- und Versorgungsprojekte wie Tiefbau, Leitungstrassen oder Tunnelbau. Im Hochbau werden nach wie vor große Verwaltungs- und Bürogebäude, Hotelprojekte, Retail- und Industrieprojekte, zum Beispiel beim Anlagenbau von Projektentwicklern, umgesetzt“, sagt Dr. Rainer Schofer. Er ist der geschäftsführende Vorstand des DVP – Deutscher Verband der Projektmanager in der Bau- und Immobilienwirtschaft e. V. mit Sitz in Berlin.

Ein großes Imageproblem

Da große, öffentliche Bauprojekte oft unabsehbare Zeit- und Managementrisiken mit sich bringen, stehen sie sehr schnell in der Kritik, wenn nicht alles nach dem ursprünglichen Plan läuft. Der neue Berliner Großflughafen BER ist ein unrühmliches Beispiel für ein komplett aus dem Ruder gelaufenes Projekt. Dr. Rainer Schofer: „Aufgrund einiger großer öffentlicher Infrastrukturprojekte, die in Schieflage geraten sind, haben die Projektmanagementunternehmen seit einiger Zeit, trotz einer guten Geschäftslage,  ein Imageproblem. Sie werden oft pauschal für Fehlentwicklungen verantwortlich gemacht.“ Ohne hierbei die Verantwortung auf andere Planungs- oder Baubeteiligte abwälzen zu wollen, stellt Dr. Schofer jedoch ofmals fest, dass die Defizite häufig in der Auftraggeberorganisation zu suchen sind. „Die Probleme stecken dann oft in der Qualität der Planung sowie in nachträglichen Änderungen und einem nicht an Qualitätskriterien ausgerichteten Vergabe- und Vertragswesen“, so der Vorstand des DVP. „Angesichts der zahlreichen öffentlichen Großprojekte, die Kosten und Termine bei Weitem überschreiten, ist die Frage, wie wir diese Situation in den Griff bekommen, von großer Bedeutung für Bund, Länder und Kommunen, aber auch für den Wirtschaftsstandort Deutschland“, brachte Prof. Dr.-Ing. Helmut Klausing, Präsident der GPM, auf dem Zukunftskongress Staat & Verwaltung im Juni in Berlin auch die volkswirtschaftliche Seite des Problems ins Gespräch.

Glanzleistungen

Während also manche Infrastrukturprojekte, aus welchen Gründen auch immer, von Panne zu Panne taumeln, gibt es ebenfalls markante Beispiele, die einen positiven Projektverlauf dokumentieren. So wurde im Frühsommer mit dem Gotthard-Basistunnel in der Schweiz ein Mammutprojekt zeit- und kostengetreu abgeschlossen. Heimische Glanzleistungen der Projektentwicklung werden alljährlich mit dem „Deutschen Project Excellence Award“  ausgezeichnet. Letzter Preisträger war neben der ARGE Fahrbahn Transtec Gotthard auch die BMW Group. Sie realisierte in weniger als einem Jahr im brasilianischen Ort Araquari ein BMW-Automobilwerk und konnte dabei das Kostenziel sogar um mehrere Millionen Euro unterschreiten. Den Erfolg machte eine flexible Steuerung des Bauprozesses nach den Prinzipien der Lean Construction möglich, wobei eine moderne Führungskultur die Hierarchien minimiert und Subunternehmer partnerschaftlich eingebunden
hat. Emrich Welsing / redaktion@regiomanager.de

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